Technologie und Wissenschaft spielen in jeder Science-Fiction-Welt eine Rolle. Für die Glaubwürdigkeit der Welt kommt es aber auf ihren Einsatz an: Entweder baut man auf ihren Prinzipien korrekt auf oder macht Technologie gleich zum Ersatz für Magie. Wer sich mit pseudo-wissenschaftlichen Begriffen zwischen die Stühle setzt, bekommt Probleme.
Science-Fiction ist ein großartiges Genre: Sie erlaubt uns, Ideen und Visionen für die Zukunft der Menschheit zu behandeln, gesellschaftlich und technologisch. Im engsten Sinne hat sie stets einen Bezug zum aktuellen Kenntnisstand der Wissenschaft und den Konsequenzen ihrer Anwendung (Science!), an seinen Rändern zerfasert das Genre, bis die Übergänge zur Fantasy fließend werden. Dort spricht man dann von „Science Fantasy“ oder „Future Fantasy“. Doch allen Welten, die sich unter diesem Dach finden, sind Formen von futuristischer Technologie gemein.
An dieser Stelle wird es spannend: In „harter“ Science-Fiction müssen die Technologien und ihre Anwendung aus heutiger Sicht zumindest denkbar erscheinen. Science Fantasy oder Future Fantasy pfeifen darauf, hier geht es nicht um die Konsequenzen eines wissenschaftlichen Konzepts, Technologie ist nur Mittel zum Zweck für das Setting einer Idee oder Geschichte. Die genaue Funktionsweise ist irrelevant. Beide Konzepte funktionieren, die dargestellten Welten können in beiden Fällen als glaubwürdig wahrgenommen werden – es kommt nur darauf an, worauf sich ein Leser/Zuschauer/Spieler einzulassen bereit ist.
„Technobabble“ verursacht Risse in der Fassade
Die Welt bekommt Risse, wenn die Prinzipien „möglichst valide“ oder „möglichst vage“ bei der Beschreibung verletzt werden. „Harte“ Science-Fiction erfordert gute Recherche, denn wenn wissenschaftliche Begriffe dort falsch verwendet werden oder plötzlich fantastische Elemente Einzug halten, verursacht das bei Kennern der korrekten Bedeutung große Irritationen: Die Glaubwürdigkeit der Welt ist sofort beschädigt. Einem eindeutig fantastischen Setting, das plötzlich mit detaillierten, pseudo-wissenschaftlichen Erklärungen aufwartet, passiert dasselbe.
Wenn sich in Science-Fcition-Settings eine Erklärung wissenschaftlich anhören soll, sie aber keinen oder kaum Bezug zu realen wissenschaftlichen Konzepten hat, spricht man von „Technobabble“, pseudo-technischem Gebrabbel. Dieses Geschwätz klingt vielleicht cool, aber es hat keinen Wert – auch wenn die Erfindung solcher Begriffe vielleicht Spaß macht. In einem „harten“ Science-Fiction-Setting verletzt es die Prämisse einer in der Realität verankerten Zukunft, in einem fantastischen Setting wirft es Fragen auf, wo besser keine gestellt werden (prominentes Beispiel: Mit den Star Wars Episoden I bis III hielten „Midichlorianer“ im Blut von Jedi als Erklärung für die Macht Einzug – ein gewaltiger Fehler).
Dass ich ein großer Fan des YouTube-Kanals Extra Credits bin, hatte ich bereits klargestellt. Das Technobabble-Problem haben die Macher bereits 2012 wunderbar dekonstruiert – ein Must-see für alle, die an Sci-Fi-Settings schrauben:
Titelbild: „Internet Riot Police“ (CC BY 2.0) Surian Soosey/Flickr