„Winter is coming“ lautet das Familienmotto des Hauses Stark aus George R. R. Martins „Das Lied von Eis und Feuer“ Saga. Eine poetische Erinnerung daran, dass auf gute Zeiten schlechte Zeiten folgen müssen. Allerdings ist „Winter“ in diesem Fall durchaus wörtlich zu nehmen: Jahreszeiten folgen auf der Welt der Starks nämlich keinen festen Zyklen und sind nicht vorhersehbar. Sommer und Winter können Jahre oder gar Jahrzehnte dauern. Der Fantasy-Welt von Martin mag man das abnehmen, dafür ist Fantasy ja da. Aber lässt sich so ein chaotisches Phänomen auch wissenschaftlich erklären? Michael Merrifield ist Astronom an der Universität von Nottingham und betrachtet in einem interessanten Video mehrere mögliche Gründe für das Phänomen.
Zur Erinnerung: Auf der Erde gibt es Jahreszeiten, weil die Achse unseres Planeten um 23,5° gekippt ist. Damit sind der Sonne die nördliche und südliche Hemisphäre im Verlauf des Jahres entweder zu- oder abgewandt. Auf die Südhalbkugel wirkt sich außerdem die elliptische Umlaufbahn der Erde aus: Im Januar ist die Erde der Sonne am nächsten, deshalb sind die Sommer in „Down Under“ etwas wärmer als bei uns.
Wie lässt sich dieses System aushebeln? Merrifield hat fünf Ideen:
1. Geografie und Tektonik: Falls ein Kontinent von warmen Meeresströmungen abhängig ist wie Europa vom Golfstrom, kann eine Störung dieser Ströme das Klima stark beeinflussen. So könnte ein warmer Strom zum Beispiel durch eine Meerenge fließen. Friert diese zu, gibt es mehrere Rückkopplungen und es kann lange dauern, bis das System wieder läuft. In Frage kommen außerdem Vulkane, denn ein Ausbruch kann durch seine Gas- und Staubwolken massiven Einfluss auf das globale Klima haben.
2. Die Achse des Planeten „eiert“: Falls sich die Neigung der planetaren Achse verändert, ändern sich auch die Jahreszeiten. Allerdings erfordert das den Einfluss eines anderen Himmelskörpers und der Prozess würde für die Zeiträume, die Martin in seinen Romanen beschreibt, noch viel zu lange dauern.
3. Die elliptische Umlaufbahn: Wenn sich der Planet sehr weit von seiner Sonne entfernt, sind sehr kalte und lange Winter möglich. Allerdings würden sich die Jahreszeiten dann trotzdem zuverlässig vorhersagen lassen.
4. Eine zweite Sonne: Um die Umlaufbahn weniger vorhersehbar zu machen, bräuchte es eine zweite Sonne, die Einfluss auf den Orbit nehmen kann. Allerdings würde man von einer zweiten Sonne über den Köpfen der Starks entweder lesen oder sie müsste sehr klein und schwach ausfallen, ein Weißer Zwerg oder ein Neutronenstern sein.
5. Die Sonne scheint unterschiedlich hell: Ja, das geht. Es gibt dort draußen pulsierende Sterne. Bei manchen lassen sich Zyklen verlässlich berechnen, andere verändern scheinbar zufällig ihre Intensität. Für die Welt von Eis und Feuer wäre das laut Merrifield die passendste Lösung.
Das ganze Video:
Titelbild: (c) HBO
Interessante Theorie. Die langen Jahreszeiten sind dadurch durchaus nachvollziehbar.