Wie kann eine plausible Zombie-Apokalypse funktionieren? Weltenbau Wissen hat das Konzept „Zombie“ genauer untersucht und drei Möglichkeiten unter die Lupe genommen, wie Menschen zu Zombies werden könnten. Dieses Mal: Zombieameisen.
Mutter Natur sorgt bekanntlich selbst für die bizarrsten Erfindungen. Zombies gibt es dort bereits, aber nicht wegen eines Virus (hier Teil 1 und Teil 2 lesen) sondern wegen eines Pilzes. Innerhalb der Gattung Cordyceps hat sich ein ganzer Komplex von Pilzarten darauf spezialisiert, verschiedene Ameisenspezies zu übernehmen. Ophiocordyceps unilateralis infiziert seinen zukünftigen Wirt mit einer Spore, die auf dem Exoskelett der Insekten keimt. Der Pilz dringt dann in den Körper ein und übernimmt die Kontrolle über das Verhalten seines Wirts.
Der Pilz steuert Ameisen zum Sterben auf nahe Pflanzen
Damit der Pilz optimale Bedingungen für sein Wachstum vorfindet und beste Chancen hat, mit neuen Sporen weitere Ameisen zu infizieren, zwingt er seinen Wirt zum Besteigen einer nahen Pflanze. Fast immer steigen die Ameisen dann auf 25 cm Höhe über den Boden, suchen die Nordseite eines Baums oder eines Pflanzenstängels auf und finden einen Platz mit 94 bis 95 Prozent Luftfeuchtigkeit und einer Temperatur von 20 bis 30 Grad Celsius. Hier befiehlt der Ophiocordyceps seinem Wirt, sich festzukrallen – womit die Ameise ihr Schicksal besiegelt. Der Pilz frisst anschließend die Innereien der Ameise vollständig auf und lässt einen grotesk-grazilen Fruchtkörper aus der leblosen Hülle herauswachsen. Ist er reif, platzt dessen Ende auf und neue Sporen werden auf etwa einem Quadratmeter Boden verteilt. Eine neue Todeszone für vorbeikommende Ameisen entsteht.
Die BBC Dokumentation „Planet Earth“ widmet diesem grausig-faszinierenden Vorgang einen spannenden Abschnitt:
„The Last of Us“ nutzt Cordyceps als Vorlage
Andere Arten der Gattung Cordyceps nutzen ebenfalls ausschließlich Insekten und Spinnen als Wirte, allerdings ohne die Verhaltensmanipulation. Völlig undenkbar ist es jedoch nicht, dass auch Säugetiere einem solchen Parasiten zum Opfer fallen könnten. Genau das haben die Macher des Spiels „The Last of Us“ als Szenario genutzt: Inspiriert von Ophiocordyceps unilateralis wird in ihrem Szenario ein Großteil der Menschheit von einem Pilz ausgelöscht, der ähnlich funktioniert. Atmet ein Opfer Pilzsporen ein, übernimmt der Pilz die Kontrolle. Erst werden die Infizierten zu aggressiven Zombies, deren Kopf nach und nach vom Pilz überwuchert wird. Die sogenannten „Clicker“ können sich schließlich nur noch per Gehörsinn orientieren. Im Endstadium ziehen sie sich in dunkle, feuchte Ecken zurück, in denen der Pilz sie schließlich tötet, riesige Fruchtkörper ausbildet und neue Sporen in die Welt setzt (siehe Titelbild).
Wie es Ophiocordyceps unilateralis genau schafft, seinen Wirt auf so extrem spezifische Art und Weise zu lenken, ist noch nicht bekannt. Aber immerhin zeigt uns der Pilz: Es muss nicht immer ein Virus sein, um die Menschheit mit Zombies zu dezimieren. Wer gut recherchiert, kann selbst solche Klischees umschiffen.
Mehr lesen:
- Katherine Harmon: Fungus Makes Zombie Ants Do All the Work, Scientific American
- Joseph Bennington-Castro: 12 Real Parasites That Control the Lives of Their Hosts, io9.com
Titelbild: (c) Sony Entertainment/Naughty Dog